Je suis Scrooge. Ich bin weder reich noch geizig noch einsam, zum Glück, aber ich habe eine Heidenangst vor Weihnachten.

Es beginnt im November, wenn der Sommer trotz all meiner Bitten endgültig gegangen ist und die Trinität aus Regen, Wind und Dunkelheit ihre lange, bedrückende Herrschaft antritt.

Das Wort Winterdepression habe übrigens ich erfunden.

Im Dezember verschleudert das Jahr den Rest seines Katastrophenbudgets. Wir tun es ihm nach und überziehen unsere Konten, um irrwitzige Geschenke und dekadente Mahlzeiten zu bezahlen. Nervlich schon vorgeschädigt, nach den Wochen ohne Tageslicht und voller Unglücksfälle, versammelt man die Familie und versucht gemeinsam Frieden zu atmen. Kein Wunder, dass es nicht immer klappt. An Weihnachten wird begreiflich, wie der Weg zum Krieg mit guten Vorsätzen gepflastert sein kann.

Der Geist der Weihnacht ist mir nie erschienen, aber dafür der Geist von Eimsbüttel. Er hat die Gestalt eines kleinen, alten Mannes, der ein schweres Brillengestell und eine Prinz-Heinrich-Mütze trägt. Auf einem Klapprad aus den 1970er Jahren fährt er durch sein Viertel und raucht einen Stumpen dabei. Im Abstand von mehr als dreißig Jahren habe ich ihn zweimal gesehen. Beide Erscheinungen glichen sich vollkommen und flößten mir keinerlei Furcht ein, nur eine leise Nostalgie.

 

Christine Sterly-Paulsen