… je vis que tous les êtres ont une fatalité de bonheur …
Vor 150 Jahren veröffentlichte Arthur Rimbaud, auf eigene Kosten, die poetische Dokumentation einer Reise nicht in eine, in alle denkbaren Höllen. Er bekam sieben Belegexemplare seines schmalen Werks, der Rest blieb ein paar Jahrzehnte auf dem Dachboden der Druckerei liegen. Alles ist darin: die radikale Abkehr von der Gesellschaft, von der gesamten abendländischen Zivilisation; die Unmöglichkeit der Liebe; Sehnsucht nach Erlösung und Fluch der Religion; Fluch dem Krieg; Fluch dem Kolonialismus. Die Ironie des Schicksals will es, dass ausgerechnet Rimbaud seines späteren Lebens in Afrika wegen als Kolonialist angegriffen wurde. Mit einer gnadenlosen Konsequenz schickte er sein Genie dahin zurück, woher es gekommen war. Die Wortmagie hatte nicht gereicht, die Welt zu erneuern: also scheiß darauf, merde pour la poésie, fortgehen und ein ebenso klares wie geheimnisvolles, unübersetzbares Werk hinterlassen.
Die Welt marschiert weiter in die unheilvolle Richtung, die der achtzehn-, neunzehnjährige visionäre Poet auf seiner Höllenfahrt gesehen hat. Er konnte sie mit seiner alchimie du verbe nicht verwandeln, ebenso wenig wie sich selbst die Wahrheit in einem Körper und einer Seele bewahren. Was bleibt, ist ein Text, in dem jedes Wort so treffend sitzt, als hätte ihm in der Tat ein Anderer diktiert: Je est un autre.
Christine Sterly-Paulsen