Die gute Nachricht zuerst: In Rösrath kann man aktuelle Steinzeitkunst zum läppischen Preis von 2,10 Euro pro Stück erwerben. Und nun die schlechte: Dorthin zu kommen ist nicht einfach.

Die Reise begann morgens früh um sieben. Von Altona bis zum Hamburger Hauptbahnhof ging alles glatt. Dann wurde eine “umfangreiche Störung” verkündet. Erst hieß es eine halbe Stunde, dann 45 Minuten, dann den ganzen Tag keine Züge mehr in Norddeutschland. Die Fahrgäste standen da wie gelähmt, denn jeder dachte, der Krieg bricht aus. Wir buchten die letzten zwei Plätze im Flixbus nach Köln. Und mir ging das Kinderlied von Bolle nicht aus dem Kopf (Kinder lieben Grausamkeit, Skelette und sowas): Bolle wollte nicht mehr leben / er hat sichs überlegt / er hat sich auf die Schienen der Kleinbahn draufgelegt./ Die Kleinbahn hat Verspätung/ und vierzehn Tage drauf / da fand man unsern Bolle als Dörrgemüse auf.

Wie wir später erfuhren, wären wir mit der Kleinbahn doch schneller ans Ziel gelangt. Unser Bus baute mitten in Niedersachsen einen Auffahrunfall, und wir kamen erst in Köln an, als am Himmel schon ein buttergelber Mond stand. Der Mond ist fetter dort unten im Süden.

 

Hier glaubt der verwöhnte Großstadtmensch, am Sonntag seinen Morgenkaffee finden zu können.

Und hier war der Moment, wo mir fast die Tränen kamen – nicht bei der Bahn-Sabotage, nicht beim Busunfall, nicht bei der nächtlichen Suche nach dem Hotel, und nicht einmal, als ich später am Nachmittag den Preis der Gruppe 48 nicht bekam. Es war der eisige Morgen an der menschenleeren Landstraße, ohne Chance auf ein heißes Getränk. Zum Glück kamen wir wenig später von Overath nach Rösrath, fanden die Steinzeitvenus und neben ihr zwei Tassen Cappuccino.

Die Venus zu essen haben wir uns beide nicht getraut. Vermutlich müssen wir sie wirklich versteinern lassen. Und was den Literaturpreis angeht: Ich will keine Konkurrenten abschrecken, nur warnen. Es ist hart verdientes Geld.