Um die documenta fifteen war viel Skandal. Jetzt ist sie zu Ende gegangen. Ich fuhr kurz vorher hin (im Kollektiv, wie die Macher des Ganzen) und habe eine Vision davon mitgenommen, was in fünf Jahren kommen wird.

Documenta fifteen – warum man hier ein englisches Wort ausschreiben muss statt eine weltweit verständliche arabische Zahl zu benutzen, ist mir ein Rätsel. Political correctness? Ich finde, die zwanghafte Verwendung der Sprache des US-amerikanischen Imperialismus diskriminiert alle franco-, luso- und italophonen Menschen, und vor allem die Mehrheit der Weltbevölkerung, die außereuropäische Sprachen spricht. Sonst hatte die documenta quinze, und ich vermute, das ist das Einzige, was von ihr dauerhaft in Erinnerung bleiben wird, ein Problem mit fehlender correctness (antisemitische Karikaturen, die abgehängt wurden – eine, die noch hing, habe ich auf einem Wimmelbild im Hallenbad Ost entdeckt) und war erklärt politisch.

Ich finde, Kunst darf politisch sein und muss es angesichts der Machtstrukturen und der Dinge, die sie produzieren, vielleicht sogar. Aber ist alles, was politsch ist und sich visuell mitteilt, deshalb Kunst? Meinem Verständnis nach ist Kunst mehrdeutig und bewegt sich nicht nur auf einer, der informativen Ebene. Ich will mir Fragen stellen, wenn ich ein Kunstwerk betrachte, nicht Antworten geliefert bekommen. Alles Andere empfinde ich als Kitsch (bürgerlich) oder Agitprop (documenta quindice).

Vor fünf Jahren und vor zehn Jahren war ich auch in Kassel und fand einen Tag beide Male zu kurz. Diesmal hat uns (wir waren zu viert) hauptsächlich das kulinarische Begleitprogramm begeistert. Die Bioköche mit ihren selbst angebauten Linsen waren super, und der freundlichste Winzer der Südpfalz schenkte uns zur gekauften Flasche Weißwein gleich die Gläser dazu. Auch der Second-Hand-Laden im Hübner-Areal hat mir gefallen. Daher meine Zukunftsvision: Auf die documenta dimy ambin’ folo wird 2027 ein skandalfreies docu-food-event (geht auch auf Englisch!) folgen, mit ein paar Flohmarktständen zur Auflockerung.

Die Keramikfrüchte und -fische auf den Fotos stammen vom Künstlerkollektiv Britto, der freundliche Winzer gehörte zum Weingut Müller aus Frankweiler, und die Paderborner Pilgerlinse kann ich auch empfehlen.