Den ersten Absatz meines ersten Blogs beginne ich mit einem Geständnis: Ich mag Arno Schmidt. Seine boy-meets-girl-Geschichten sind schlicht gestrickt, er lässt seine Bildung weit raushängen und war bestimmt ein arg unsympathischer Mensch. Ich mag ihn trotzdem. Er hat ein sehr witziges Buch geschrieben, das zur Hälfte auf dem Mond spielt und das ich für jede Quarantäne empfehlen kann (für längere Zugreisen auch): Kaff. Auf dem Mond lebt nach der atomaren Apokalypse ein trauriger Rest Menschheit, gespalten in eine russische und eine amerikanische Hälfte, und leidet Mangel an Vielem. Unser Ich-Erzähler arbeitet bei den Amerikanern an der Papiergewinnung aus Schiefergestein, relativ erfolglos.

Als ich von der aktuellen Papierknappheit hörte, musste ich gleich an diese Geschichte denken: Der alte Schmidt hatte doch Recht. Kaum kommt Krise, fehlt es an Papier. Die amerikanische Kolonie im Buch besitzt 843 Bibeln und sonst nicht viel. Das bereuen sie jetzt. Daher empfehle ich denen, die ihr Geld gut anlegen wollen, den Kauf von Büchern. Am besten von Büchern, die nicht jeder hat.

 

  Was hier wie ein explodierender oder sonstwie beschädigter Vollmond vor dem Fenster hängt, erkennt jetzt eine Jede und ein Jeder (Krise!). Aber wäre es nicht schön, sich dieses Buch ins Regal zu stellen und es so lange zu vergessen, bis man nicht mehr auf Anhieb weiß, was gemeint ist?

Ein Drittes und Letztes zum Thema Mond: Mit dem morgigen Neumond beginnt in China ein neues Jahr. Es steht im Zeichen des Tigers. Ich finde es schön, wenn man mehrmals im Jahr Neujahr feiert, dann muss man die guten Vorsätze nicht so lange einhalten, kann einen guten Wein öffnen und neue Pläne schmieden. Echte Tiger retten und Papiertiger in Not auch: Bücher hamstern, Bücher lesen, Bücher schreiben, Bücher verschenken.

Gan bei! – Leert die Gläser…

 

Christine Sterly-Paulsen