Lesungen – Performances an ungewöhnlichen Orten: das war unsere Welt. 1986 gründeten vier hoffnungsvolle Literaten die Autorengruppe PENG. Das waren Lou Probsthayn, Reimer Eilers, Nikolas Nowack und Gunter Gerlach. Schamlos und bescheiden – ohnehin unsere freche Devise – darf ich sagen: War wohl das wichtigste Mitglied der Gruppe, denn ich trug den Vokal zu unserem Akronym bei. Wir wären sonst unaussprechlich gewesen.

Damals wollten wir unseren Spaß haben, raumgreifende, kesse Suchbewegungen mit unseren Texten vollführen. Oder verführen? Warum nicht? Erst im Nachhinein kann man die Originalität unseres Ansatzes ermessen, seinerzeit durchaus bahnbrechend: Weg von der traditionellen Lesung. Hin zu den Orten, wo die Leute ohnehin waren, nicht aber die Literatur. Wir lasen an der Alster auf den Bäumen. Aber als Hamburger auch in der Peep Show auf St. Pauli. Damit schafften wir es mit einer DPA-Meldung sogar auf die erste Seite der Bildzeitung. Für ’ne Lesung nicht schlecht.

“Ihr Mut ist groß.” So die FAZ 1988 über PENG.

Vorwürfe blieben nicht aus. Im NDR Fernsehen hieß es, wir wollten uns nur bekannt machen. Als ob das Motiv nun verwerflich wäre. Ein bisschen ärgerte es uns schon, denn wir brannten für die Literatur. Tun wir immer noch. Richtig ist, dass uns das mediale Interesse gelegentlich überrollte. Bei der Peep-Show-Performance besetzten alle möglichen Fernsehstationen die Peep-Kabinen und ließen kaum noch Raum für unser eigentliches Publikum.

Wenn die Kulturmaschinen ein genossenschaftliches Modell sind und Autoren sich zusammenschließen, um unter Beachtung literarischer Standards eigenbestimmt einen Verlag zu betreiben – dann war PENG.Autorengruppe das analoge Modell für Lesungen und Performances. Man kann auch sagen, wir waren ’ne Boygroup. Nur eben auf Papier, statt LP. Paul McCartney, den ich bewundere, vor allem, weil er noch älter ist als ich und cool auf der Bühne steht, hat mal erzählt, wie er und John Lennon irgendwo zu Hause ihre Songs geschrieben haben. Ideen auf Zettel gekritzelt, am Klavier geklimpert, belacht, bequatscht und Kaffee oder sonstwas dazu getrunken. Und dann wurde das Ergebnis – das Ding – groß, so sehr, dass es kaum noch mit ihren Treffen zusammen zu hängen schien. Genau das war unser Empfinden bei manchen der Performances. Wir wunderten uns, sind wir Küchenphilosophen das?

Natürlich hatte PENG auch einen Fuß im seriösen Literaturbetrieb. “Kultur zu kleinem Preis”, schrieb die SZ recht gönnerhaft über PENG. In der Hamburger Rundschau hieß es: “Nein, PENG ist keine Marketing-Strategie – als solche wäre sie gescheitert. Es ist der Versuch, Literatur und Leben nicht zu trennen, Literatur zu leben.” Mit diesem Programm waren wir der Opening Act bei der Eröffnung des Hamburger Literaturhauses.